Zum Hauptinhalt springen

Heizöl kann auch grün – warum „Future Fuels“ ein Teil der Lösung sein können

Heizöl ist ein natürlicher, jedoch fossiler Energieträger, dessen Treibhausgas- bzw. Klimabilanz im Vergleich zu Erneuerbaren Energien auf den ersten Blick nicht mehr mithalten mag. Allerdings beschäftigt sich die Wissenschaft seit geraumer Zeit genau mit der Herausforderung, bewährte Vorteile des Energieträgers bzw. Heizstoffes auf einen umweltfreundlichen Pfad zu bringen.

Wie soll das gehen?

Der grundsätzliche Ansatz dahinter ist es, bei der Herstellung entweder auf Abfälle zu setzen wie beispielsweise Paraffine und Altfette oder den Heizstoff synthetisch zu erzeugen, sodass die Klimabilanz erheblich verbessert werden kann. Den gleichen Ansatz gibt es auch bei Treibstoffen, doch zurück zum Heizöl.

Hier ist vielerorts im Keller bereits hocheffiziente Heiztechnik im Einsatz, deren kurzfristiger Austausch sowohl aus ökonomischen als auch ökologischen Gesichtspunkten keine Optimallösung darstellt. Und genau hier setzen die Future Fuels an: die Nutzung bestehender Technologien „grüner“ zu machen und damit sowohl der Umwelt bzw. der Gesellschaft etwas Gutes zu tun als auch beteiligten Branchen einen sinnvollen Zukunftspfad zu eröffnen.

Ob dieser Gedanke funktioniert, davon möchte sich auch Sibylle Kunze aus dem osthessischen Hattenhof (Neuhof) sozusagen im „Selbstversuch“ überzeugen. Sibylle Kunze nimmt teil an der en2x-Initiative „future:fuels@work“. En2x - das ist der Wirtschaftsverband Fuels und Energie e. V. , ehemals u.a.  IWO (Institut für Wärme und Mobilität), und bietet mit „future:fuels@work“ ein Programm an, in dem die Nutzung von Future Fuels im Alltag auf Herz und Nieren geprüft wird und für dessen Teilnahme Interessierte belohnt werden. Sibylle Kunze will’s wissen. Wir haben sie befragt:

Frau Kunze, was hat Sie dazu bewogen, am Programm teilzunehmen?

Ganz ehrlich: Mein Chef hat mich davon überzeugt. Ich arbeite selbst als Energieverkäuferin bei der Raiffeisen Handels- und Vermittlungs GmbH – kurz „rhv“. Er kam auf mich zu, weil er wusste, dass ich etwas wegen meiner in die Jahre gekommenen Ölheizung unternehmen musste. Ich kannte die Initiative vorher gar nicht. Mir war nur klar, dass ich gerne beim Konzept der Ölheizung bleiben wollte. Alles andere ist bei meinem Haus – einer Bestandsimmobilie aus den 1930er Jahren ohne Gasanschluss – keine wirkliche Option gewesen: Eine Luft-Wärme-Pumpe wäre ineffizient gewesen, Pellets inkl. Förderung genauso teuer wie eine neue, moderne Ölheizung, jedoch „betreuungsintensiv“, wie mir der Installateur meines Vertrauens sagte. Flüssiggas möchte ich nicht im Garten oder gar im Haus haben. Alles umbauen wollte ich auch nicht. Ich war auf der Suche nach einer Lösung, die bezahlbar ist und die mir hinterher keine Scherereien bereitet. So, wie ich es von meiner Ölheizung eben seit fast 30 Jahren kenne. Hinzu kommt, dass ich ja selbst seit Jahrzehnten u.a. auch Heizöl verkaufe.

Sie betreiben damit also auch Arbeitsplatzsicherung?

Das ist richtig (lacht). Ich verkaufe Heizöl mit Leidenschaft. Wenn die Future Fuels die Zukunft sind und ich sie aus voller Überzeugung verkaufen soll, dann muss ich das einfach vorher ausprobiert haben. Denn ich will wissen, wovon ich spreche, wenn ich den Kunden berate. Nur so kann ich authentisch/ glaubwürdig sein. Und ich freue mich, wenn ich mit gutem Beispiel voran gehen und als Vorreiter dienen kann. Natürlich - ich finde es auch schön, dass ich mit meiner Entscheidung auch etwas für die Umwelt tue, aber das war – da bin ich ganz ehrlich – nicht meine erste Motivation. Eine einfache und bezahlbare Lösung mit Zukunftsperspektive. Das war es, was ich wollte und meines Erachtens nun auch bekommen habe. Ob die neue Heizung dann auch dauerhaft und ohne Probleme mit dem Future-Heizöl läuft, muss sich erst noch herausstellen, aber alle Beteiligten sind hier mittlerweile sicher.

„Mittlerweile sicher“ heißt, dass es da Skeptiker gab?

Und ob. Ich zähle mich nach wie vor dazu, bin aber guter Dinge, dass das alles hinhaut und gut funktioniert. Die Experten des IWO (jetzt en2x) und auch mein Chef Reinhard Kirchner sind der felsenfesten Überzeugung: das Zukunfts-Heizöl, dass zu rund 30% aus biogenen Abfällen besteht, erfüllt alle gängigem Normen und Herstellerangaben und ist damit in der Nutzung nicht von gewöhnlichem Heizöl zu unterscheiden – vor allem auch nicht von der neuen Heizung. Sowohl meinen Installateur als auch meinen Schornsteinfeger musste ich erst zum Thema „mitnehmen“. Selbst beim Hersteller – in diesem Falle Weishaupt – haben nicht alle Ansprechpartner sofort „Juchhee“ geschrien. Nach interner Rücksprache mit Experten ist man aber schnell zu dem Schluss gekommen, dass hier keinerlei Einschränkungen zu erwarten sind, sodass mittlerweile alle das Projekt mittragen und unterstützen.

Ist die Teilnahme an der Initiative einfach?

Oh, wie antworte ich hier, um niemandem auf den Schlips zu treten (lacht). Lassen Sie es mich so sagen: Der Bewerbungsprozess zur Teilnahme bietet noch Raum zur Vereinfachung. Es hat mich schon einiges an Zeit und Mühen gekostet, alle erforderlichen Unterlagen, Informationen und Bilder zusammenzutragen. Aber nachdem ich von der grundsätzlichen Idee des Programms nun schon mal „angefixt“ war, habe ich den Aufwand auf mich genommen und die Dinge gerne zusammengestellt. Es stellte sich heraus, dass die Mitarbeiter des IWO (jetzt en2x) sehr hilfsbereit sind. Als ich niemanden für die notwendige Öltankschau fand, kam kurzerhand jemand vorbei. Und es hat sich ja gelohnt. Ich nehme teil, tanke nun günstiger und sauberer. Und sichere selbst meinen Arbeitsplatz. Das ist doch klasse.

Was raten Sie anderen, Ihren Nachbarn zum Beispiel?

Ich rate auf jeden Fall zur Modernisierung der Ölheizung. Selbst wer kein Future-Fuel-Heizöl tankt, hilft unmittelbar, die CO2-Bilanz und vor allem auch den eigenen Geldbeutel zu schonen. Wir verkaufen ja auch Strom, Erdgas und Pellets. Trotzdem bin ich weiterhin überzeugt von den Vorzügen der Ölheizung. Wer sein grünes Gewissen zusätzlich bedienen will, kann ja auch solare Komponenten in sein Heizsystem integrieren, und eine Solarthermie oder Photovoltaikanlage verbauen lassen. Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich habe gute Gründe dafür und die gebe ich sehr gerne weiter. Und das nicht nur, weil mir mein Arbeitsplatz am Herzen liegt ;-)

Frau Kunze, vielen Dank für das Gespräch und auf bald!